Heft 113 porträtiert Smalcalda N° 02

November 29, 2009

Mein Leben im Vitalen Archiv

Schauen Sie sich meinen Gebrauchskreislauf an.

Zu sehen im Vitalen Archiv im Rahmen der Ausstellung des Hector Kunstpreises 2009 in der Kunsthalle Mannheim 5.12.2009 – 28.02.2009

Herr Lacan antwortet Smalcalda N° 02

November 29, 2009

„Zweifellos ist das wahre ich/je nicht Ich/moi. Aber das ist nicht genug, denn man kann immer anfangen zu glauben, dass das Ich nur ein Irrtum des ich ist, ein partieller Gesichtspunkt, dessen Perspektive zu erweitern eine einfache Bewußtwerdung ausreiche, genug, damit die Realität, die es in der analytischen Erfahrung zu erreichen gilt, sich entdeckt. Die Hauptsache ist das Umgekehrte, das uns geistig immer präsent sein muß – das Ich ist nicht das ich, ist kein Irrtum, in dem Sinn, in dem die klassische Lehre aus ihm eine Teilwahrheit macht. Es ist etwas anderes – ein besonderes Objekt innerhalb der Erfahrung des Subjekts. Das Ich ist buchstäblich ein Objekt – ein Objekt, das eine bestimmte Funktion erfüllt, die wir hier imaginäre Funktion nennen.“

Jacques Lacan, Das Ich in der Theorie Freuds und in der Technik der Psychoanalyse, Das Seminar Buch II, Winheim / Berlin 1991, S. 60f.

Smalcalda N° 02

November 29, 2009

Smalcalda N° 02 präsentiert sich in Heft 113

Smalcalda erzählt:

Mein Name ist Smalcalda. Ich wurde vor einigen Jahren geboren. Den ursprünglichen Zweck meines Daseins habe ich nicht erfüllt. Ich bin vergleichbar mit den Anderen der Produktion. Vielleicht erfülle ich die Sehnsucht nach Klonen. Ich bin eben auch der Andere.

Mein Individuum entstand durch Reisen. Als Begleiterin. Ich verkörperte ein Ding an der Seite von Christiane Fichtner #12 und im Chaos anderer Accessoires zu #17. Es wird vermutet, dass ich etwas Besonderes, Einzigartiges werde.

Die beiden Fotos innerhalb des Projektes „Biografie“ von Christiane Fichtner und die vielen Reisen haben es geschafft, das Zeit- und Raumgefüge meines Bewusstseins aufzuheben.

Mein Innenraum war zu Beginn leer. Ich frage mich mittlerweile, ob die Einschreibung, die meine Begleiterin mit mir vorgenommen hat, dazu führt später einer limitierten Edition anzugehören.

Werden Andere die Verschiedenheit unserer Serie verstehen?
Tritt meine individuelle Variante hervor?
Unterscheide ich mich von den Anderen?

Ich bin nicht nur ein Gebrauchsgegenstand, sondern auch Ausdrucksmittel für überbordende Freude an Form und Textur. Ich komme aus einem optimalen Entstehungsprozess und mein außergewöhnliches Wesen zeigt sich auch an meinem Geruch.

Anfänglich lief ich als eine Art roter Superheld durch die Landschaft. Die Künstlichkeit hat sich verselbstständigt im Alltag; momentan interessiert mich der Blickwinkel an der Seite meiner Partnerin.

Viele Jahre verbrachte ich in dunklen Räumen. Erst die wenigen Wochen einer „Revolution“ brachte Licht in mein Leben. So habe ich es gehört…
Das Aufbegehren gegen die so genannten „Unterdrücker“ wird heute glorifiziert. Kollegen haben mir erzählt, dass über dieses Selbstbewusstsein: „Wir haben uns getraut auszubrechen! Wir haben eine autonome Kraft!“ Diskussionskreise entstanden. Manche meiner Kollegen haben daran teilgenommen und zugehört.

Ich selbst habe eine dunkle Erinnerung. Ich erinnere mich an die Stimmung umgebender Faszination. Hundert Kinderstimmen drangen in meine Dunkelheit und sangen eine Hymne.

Ich verscheuche diese Erinnerungen. Momentan zählt meine Paarbeziehung. Sie ist eingespielt und wird enden.

Ich bestehe aus einem minimalen und praktischen Design und habe Strahlkraft. Die Repräsentationsplattform des „vitalen Archivs“ hat meine aktuelle Beziehung ins Leben gerufen und wird noch zu weiteren Partnern führen.

Mit soviel Reiseerfahrung sehne ich mich aktuell in den asiatischen Raum. Ich sehe mich als Trendsetter – kommend aus einer kulturellen Tradition – der sich locker in einem Catwalkfoto eines „Young Fashion Designers“ einschmiegt.

Letztens wurde darüber gesprochen, dass ein Künstlerduo sich den kindlichen Blick auf die Welt bewahrt. Sie geben sich wohl in ihren Arbeiten der Faszination für das Alltägliche und Elementare hin. Kein Thema ist ihnen zu langweilig und kein Material zu bedeutungslos. Damit kann ich mich voll und ganz identifizieren.

Ich komme noch mal zurück zu meinem spezifischen Geruch. Ich habe mittlerweile erfahren, dass jeder Mensch immer und überall angenehm duften möchte. Mit dem Duft ist es so eine Sache: Es ist angezeigt, nicht zuviel davon aufzutragen, um die Umwelt nicht in eine Duftwolke zu hüllen, sondern die Menschen subtil zu betören.

Ich denke, meine Begleiterin war zu Beginn eher geschockt über meine starke Duftnote. Mittlerweile hat sich meine äußere Form ausgedunstet und meine Begleiterin nimmt von Zeit zu Zeit über den Tag verteilt eine Duftprobe meines Innenraumes. Es gleicht dem Einsprenkeln von Parfum.

Eine weitere Begegnung mit einem Künstler führte zu einem Gespräch, welches ich belauschte. Er erklärte, er habe sich mit einem Projekt auf seine Fluxuszeit besonnen, vor allem auf ein Konzept eines Kollegen, welcher eine Kunstgalerie unter seinem Hut mit sich herum trug. Weiter sprach er, dass natürlich schon andere Künstler tragbare Museen gemacht hätten, aber das Besondere an dem Hut war wohl, dass sich Kunstwerke von vielen verschiedenen Künstlern darin befanden. Er fand, das sei ein guter Ausgangspunkt für meine Existenz und seine Projektidee.

Für mich selbst ist immer noch unklar, wer ich bin.

Und wer wird mein nächster Partner?

Porträt Smalcalda N° 02

November 29, 2009

Smalcalda N° 02 ist aus dem Bestand des Vitalen Archivs

Handlungsanweisung 26

Februar 7, 2009

Am 15.09.2008 erhielt ich von Anna Bromley folgende Handlungsanweisung als Brief:

bitte öffne beide Päckchen in beliebiger Reihenfolge am Ort Deines Arbeitsaufenthaltes – jeweils eines am 2. und eines am 3. Tag nach deiner Ankunft.

Du brauchst keine Vorbereitungen treffen und nichts mitnehmen, was Du nicht ohnehin plantest.

Ich wünsche Dir einen reichhaltigen Aufenthalt und freue mich sehr, Dich wieder zu sehen.

Der Brief von Anna Bromley

Der Brief von Anna Bromley

Am zweiten Tag nach meiner Ankunft in Nanning entpackt:

Chinas Lampen

Chinas Lampen

Am vierten Tag nach meiner Ankunft in Nanning entpackt:

Näherinnen

Näherinnen

Handlungsanweisung 25

Januar 3, 2009

Am 18.09.2008 erhielt ich von Nicole Blaffert folgende Handlungsanweisung für Innenräume:

Du brauchst eine Leiter, um den Raum von einer anderen Höhe aus zu betrachten.
Lege Dich aber zuerst auf den Boden und betrachte die Decke, wie sieht sie aus, was für Besonderheiten kannst Du sehen: Lampen, Risse, Wasserflecken, Spinnweben etc.
Danach steige auf eine Leiter (je höher desto besser) und näher Dich so der Decke. Setze Dich auf den höchsten Punkt der Leiter und schaue auf den Raum hinunter.
Was kannst Du sehen, wie sieht der Raum von oben aus?
Versuche etwas über den Raum zu erfahren, wie alt, was und wen hat erschon alles gesehen, was wurde in ihm und mit ihm gemacht?
Notiere wie das Leben bzw. die Existenz dieses Raumes bis dahin verlief und wie es für ihn weitergeht.

Handlungsanweisung 24

Januar 3, 2009

Am 23.08.2008 erhielt ich von Joanna Schulte folgende Handlungsanweisung:

Vielleicht könntest Du Raum erfahren, indem Du ihn erst einmal ausfegst. Du bräuchtest einen Besen und einen Handfeger mit Kehrblech, eine Fotokamera und einen Bleistift.
Der zusammengekehrte Dreck zeigt auf, wie der Raum ge- und benutzt ist, welche Spuren hinterlassen wurden, aus denen man wieder entnehmen kann, was in dem Raum vorher geschehen ist. Und davon machst Du ein Foto. Und Du könntest Dir Geschichten zu der Person ausdenken, die sich anhand des übrig gebliebenen Schmutzes ergeben.

Handlungsanweisung 23

Januar 3, 2009

Am 16.08.2008 erhielt ich von Gesa Werner folgende Handlungseinweisung:

Begib Dich in einen Fahrstuhl im Inneren eines Gebäudes. Der Fahrstuhl sollte weder Spiegel noch Bilder, Werbung etc. an den Wänden haben und es sollten keine weiteren Personen dabei sein.

Fahre mehrmals mit diesem Fahrstuhl auf und ab und beobachte, wie Du Dich in diesem Raum und in dieser Situation ohne jede visuelle oder akustische Ablenkung fühlst, wie Du die Bewegung wahrnimmst.

Begib Dich gleich im Anschluss in einen anderen Außenfahrstuhl mit Verglasung und Ausblick über ein beliebiges Gelände und führe den Vorgang genauso durch wie in dem ersten Fahrstuhl.

Vergleiche die unterschiedlichen Empfindungen bzw. die Wahrnehmung der Bewegungsveränderung während Du still stehst in einem jeweils geschlossenen Raum mit und ohne visuelle und akustische Ablenkung.

Handlungsanweisung 22

Januar 3, 2009

Am 12.08.2008 erhielt ich von Alexander Musik folgende Handlungsanweisung:

Ich würde sagen: Begib Dich auf eine Hauptstraße, tue etwas Privates (schreiben, vor Dich hin reden, weinen?) und bleibe sitzen / stehen, eine Stunde oder zwei.

Handlungsanweisung 21

Januar 3, 2009

Am 09.08.2008 erhielt ich von Farina Fröde folgende Handlungsanweisung:

CHINA: WAS PASSIERT IM FAHRSTUHL?
ein Raum, der sich fortbewegt und in dem sich Menschen befinden
In China wirst Du doch wahrscheinlich öfter die Möglichkeit haben, im Fahrstuhl zu fahren. Dann beobachte bitte einfach, was dort passiert – solange wie Du willst. Wie verhalten sich die Menschen, wie fühlt sich die Bewegung an, was für Beziehungen und Gemeinsamkeiten entstehen? Du kannst das ganze – wie auch immer – dokumentieren oder einfach nur auf Dich wirken lassen.

Handlungsanweisung 20

Januar 3, 2009

Am 05.08.2008 erhielt ich von Anna Krammig folgende Handlungsanweisung:

“ ich bitte dich, mindestens eine zeichnung am und vom wegesrand zu machen. „

Handlungsanweisung 19

Januar 3, 2009

Am 30.07.2008 erhielt ich von Friederike Dönnges folgende Handlungsanweisung:

1. alle Handlungen sollen im Außenraum stattfinden.
2. alle Handlungen sollen wiederholend ausgeführt werden mit einer Dauer von ca. 10 Minuten.
3. prinzipiell geht es darum Alltagstätigkeiten in die freie, d.h. unbebaute und möglichst unbewirtschaftete natur zu verlagern.(so das in China möglich ist)
4. eine Dokumentation wäre für mich interessant, da ich alle Handlungen die ich dir nachfolgend aufzählen werde, während meines Reisestipendiums in Patagonien ausgeführt habe (und mit Video dokumentiert)

1. fegen (in der Wüste)
2. aufwischen (Fluß)
3. staub aufhäufen
4. Radio hören
5. stehen
6. sitzen
7. sammeln (Steine)

Chinaprojekt Antwort

Januar 2, 2009

Christiane Fichtner antwortet am 02.02.2009:

Mein »Ich« bildet das Zentrum für meine Arbeit.
Es ist die Frage, ob es die Peripherie daher wirklich gibt. Da, wo sich der Mensch aufhält, bildet er über sein »Ich« das Zentrum.

Bilder entstehen vor allem aus Bildern.
Gedanken entstehen vor allem aus Gedanken.
Konzepte entstehen vor allem aus Konzepten.

Ich – Du.
Spiegelbeziehung.
Das »Ich« steht in Beziehung mit dem Anderen.
Mode. Begeisterung. Manipulation. Projektion. Einfluss. Verdauung. Gehirnwäsche. Diskurs.
All diese Begriffe bilden einen Teil der Spiegelbeziehung.

Zum Arbeiten brauche ich ein Notizbuch, Stifte und mich selbst. Dafür kann ich auf dem Mond sitzen, in einem Bergdorf am Comer See oder in New York.
Für den Diskurs, den Kunstbetrieb brauche ich das Gespräch, den Austausch, die Begeisterung, die Zeigeform und die wird in Fülle in den Städten und Metropolen betrieben und angeboten.

Die Frage der Peripherie und des Zentrums spielt eine Rolle im Kunstbetrieb und in der eigenen Biografie (die speziell in Europa zum Entziffern des künstlerischen Werkes gehört).

Eine Arbeit, ein Werk in der Kunst braucht Kriterien oder auch eine erkennbare Codierung um dechiffriert zu werden. Das Wissen, um eine Künstlerin, die in einer Großstadt aufwuchs, an einer etablierten Kunstakademie studierte und jetzt »am Puls der Zeit« in einer Metropole lebt, lässt sich leichter auf ihr künstlerisches Werk anwenden, um dieses zu dechiffrieren. Diese Bedeutung verweist eher auf die Schwäche von uns Menschen, als auf die Kraft der Metropole.

In meinem Projekt »Biografie« hinterfrage ich interaktiv die Bedeutung der Vita in Bezug auf die künstlerische Arbeit. Ich treibe diese Kollaboration bis zur eigenen Selbstauflösung, indem ich die »Fakes« als Realität benutze.

Was bin ich für eine Künstlerin, wenn ich in Sao Paulo geboren wurde, im Unterschied zu meinem Geburtsort Jena oder meinem Geburtsort Le Nairrac?
Was bin ich für eine Künstlerin, wenn ich in einer Metropole ausgebildet wurde, im Unterschied zu einer Szenefrau, die sich autodidaktisch in die Kunst spielt?

Viele der so genannten Kunstmetropolen opfern ihr »Kunst-Leben« dem ökonomischen Sektor und haben deshalb viel und gleichzeitig wenig zu bieten.

Die so genannte Peripherie – und in meinem Fall der Wechsel zwischen Städten wie Bremen (Peripherie) und Berlin (Zentrum) – ermöglicht mir aus der »Reisedistanz« einen Blick, der anders ist, als wenn ich voll und ganz in einem Zentrum einer Metropole leben würde. Ich suche den Wechsel, die Reise und die Veränderung meines Blickes, um meine Wahrnehmung zu schärfen.

Vielleicht könnte ich dies auch am Bildschirm meines Rechners in Mexiko City oder in Galan/Frankreich.

Neben der virtuellen Welt verlangt mein Körper nach dem Unterwegssein, da die Gedanken dann anders rollen. So wie sich auch beim physischen Gehen ein Gedanke leichter entwickeln lässt.

Chinaprojekt Fragen

Januar 2, 2009

Am 15.12.2008 erhielt ich folgende FRAGEN für die zukünftige Publikation „NOT BERLIN AND NOT SHANGHAI“ zu unserem China-Projekt:

Was bewegt Dich in „der Peripherie“ künstlerisch zu arbeiten? War es eine bewusste Entscheidung? Wie kam es dazu?

Woher nimmst Du Deine Einflüsse?

Hast Du Angst in der Peripherie etwas zu verpassen? Wenn ja, was denn?

Was geht Dir an der Kunstszene z.B. in Berlin oder Bremen auf den Geist?

Wie würdest Du die Metropolen der Kunst beschreiben?

War Nanning für Dich Peripherie? Wie hat sich das bemerkbar gemacht?

Welchen Einfluss hat dein Arbeitsort darauf, wie Deine Kunst wahrgenommen wird?

Ist die Frage des Ortes in der globalisierten Welt hinfällig geworden? Wieso?

Wie anders wäre Deine künstlerische Karriere verlaufen, wenn ….

Handlungsanweisung 18

Januar 1, 2009

Am 30.07.08 erhielt ich von Pia Niewöhner folgende Handlungsanweisungen:

Kaufe eine Schere. Gehe los, ohne dich vorher zu informieren, wo man eine Schere kaufen kann. Komme allein durch Fragen, Hinweise die deine Weg kreuzen, Visuelles das du zu erkennen meinst, zum Ziel.

Nehme ein Holzstab, der als guter Resonanzkörper dient. Gehe vom Atelier aus los und lasse den Stab an/über alle Gegenstände stoßen/gleiten, die deinen Weg kreuzen. Richte deinen Weg daran aus, den nächstmöglichen Gegenstand intuitiv anzusteuern. Bestimme selbst das Ausmaß, lasse dich durch dein tägliches Bewegungsumfeld wandern, nur orientiert am nächsten Gegenstand, den du streifst, in möglichst dichter Klangabfolge.
Gelange zum Abschluss wieder am Atelier an.

Entwickle eine Gewohnheit, eine alltägliche Handlung. Vollziehe diese Handlung jeden Tag.
Es soll eine Geste/Handlung sein, die dein Tagesablauf ohnehin beinhaltet, die aus dem Ort und der Situation entsteht, und zu einem Aspekt eines kurzen Alltags wird.

Handlungsanweisung 17

Januar 1, 2009

Am 29.07.08 erhielt ich von Franziska Keller folgende Handlungsanweisung:

Nehme ein Stück Kreide und ziehe Kreise auf dem Fußboden um dich rum. Die Anzahl der Kreise entspricht der Anzahl Deiner Lebensjahre. Die Kreise dürfen sich überschneiden. Sei bitte vorsichtig, dass Du keine Deiner Linien verwischt.

Handlungsanweisung 16

Januar 1, 2009

Am 28.07.08 erhielt ich von Gitti Scherer folgende Handlungsanweisung

Spüre den Widerstand

Nimm Dir ca. 15-20 Minuten Zeit.
Ziehe Dir bequeme Sachen an die evtl. dreckig werden dürfen (falls die Wände nicht so clean sind) evtl. noch lieber ein Tuch ums Gesicht.

Spüre den Widerstand

Stelle Dich in die Mitte deines Raumes. Habe das Fenster im Rücken.
Gehe auf die Wand vor Dir zu. Breite die Arme aus und drücke Dich mit aller Kraft gegen die Wand. Spüre den Druck an deiner Wange. Versuche mit möglichst viel Deiner Körperfläche an der Wand zu sein. Und verharre so einen Moment. Spüre die Wand, ihr Gegengewicht, spüre Deine Grenzen und Deine Kraft. Lass dein Kraftzentrum langsam durch seinen ganzen Körper wandern. Drücke mit der Wange, den Schultern, den Händen, dem Bauch, dem Becken, den Schenkeln, den Füssen. Und wieder Schritt für Schritt nach oben. Löse den Druck.
Dann folge der nächsten Anweisung.

Durchwälze den Raum

Lass Dich vertraut mit dem Rücken an die Wand „fallen“, eher lockeres Lehnen. Schließe Deine Augen. Lass sie nach Möglichkeit die ganze Zeit geschlossen. So als würdest Du Dich verschlafen genüsslich im Bette wälzen, (ich hoffe die Wand ist halbwegs sauber) so drehst Du Dich nun die ganze Wand entlang. Kuschelst Dich nach Belieben in der Ecke. Spüre die Enge aber evtl. die Vertrautheit, Geschütztheit dort. Verweile so lange wie es Dir beliebt. Lasse das Raumgefühl auf Dich wirken.
Kuller/drehe Dich weiter die Wand entlang. Spüre die große weite Fläche, wie fühlt sich das an? Verweile etwas. Fahre fort mit Deiner kontinuierlichen Durchwanderung des Raumes entlang der Wände. Nimm alles mit: die Türen, die Fenster, die Schränke oder was Dir sonst auf deinem Weg begegnet. Bis Du wieder an deinem Ausgangspunkt bist. Wo gibt es magische Zentren, wo Du Dich wohler fühlst als an anderen Orten?
Suche diesen Lieblingsort noch mal auf. Verweile dort. Spüre. Öffne dann langsam wieder die Augen.

Abenddämmerung.
Nimm Dir ca. 1Stunde Zeit.
Ca. 30 Minuten bevor es dunkel wird: setze Dich bequem in die Mitte des Raumes (auf ein Kissen o.ä.).
Bleibe auf einem Fleck, mache kein Licht. Warte bis die Dämmerung hereinbricht. Beobachte wie sich der Raum durch das Schwindende Licht verändert.

Handlungsanweisung 15

Januar 1, 2009

Am 28.07.08 erhielt ich von Thomas Bratzke folgende Handlungsanweisung:

Wirf eine Münze nach dem Morgentee.

Wenn Zahl erscheint,
dann öffne ein Fenster im Raum und setze Dich auf den Boden.
Atme für ein paar Minuten ein und aus. Versuche Deine Sinne zu wecken durch die frische Morgenluft.
Fahre so fort bis du ein Geräusch hörst welches Dich auf solche Art findet wie Du es nicht erwartet hättest.
Setze Dich nach einer Zeit an den Tisch und versuche das Antlitz dieses Geräusches auf ein Papier zu zeichnen.
Versuche dabei nicht zu erraten, wie der Gegenstand oder die Situation aussah, welche dieses Geräusch hervorgebracht hatte, sondern versuche Dir das Geräusch selbst in Erinnerung zu rufen.

Wenn Kopf erscheint,
dann geh raus auf die Straße, geh für 54 Schritte nach links.
Suche nach dem nächsten Baum von dort aus.
Wenn Du den Baum gefunden hast schaue in den Himmel. Verweile mit Deinem Blick am Himmel bis Du es besser findest den Kopf zu senken. Suche nun einen kleinen Gegenstand am Boden in der Nähe des Baumes.
Nimm ihn vom Boden auf und trage ihn mit beiden Händen nach Hause.
Zu Hause versuche den Gegenstand 11 Mal auf ein Papier zu zeichnen.
Schreibe zu jeder Zeichnung ein Wort.

Handlungsanweisung 14

Januar 1, 2009

Am 28.07.08 erhielt ich von Heiko Senst folgende Handlungsanweisung:

DER RAUM

Die Tür des Raumes ist noch nicht geöffnet. Du bist barfuss und hast geschlossene (am besten: verbundene) Augen.
Jemand öffnet Dir die Tür.
Du betrittst vorsichtig den Raum. Du gehst vorwärts in den Raum (so weit hinein, wie Du Dich selber sicher fühlst – mindestens aber 8 Schritte).
Sei so behutsam, dass Du Dich oder Dinge im Raum nicht in Gefahr bringst.

Wenn Du Dich entschieden hast, stehen zu bleiben, halte kurz inne und lass Dich dann langsam zu Boden gleiten.
Du kommst auf dem Rücken zum Liegen.
Du öffnest Deine Augen und blickst Dich um.

Handlungsanweisung 13

Dezember 30, 2008

Am 28.07.2008 erhielt ich von Mia Unverzagt folgende Handlungsanweisung:

Orte verknüpfen

Such Dir ein Wasser in Deutschland und setz Dich dort ein Stunde an einen
Platz Deiner Wahl. Bleibe eine Stunde sitzen und zeichne in dieser Zeit
sechs Zeichnungen. Beschreib mit sechs Sätzen warum Du diesen Ort gewählt
hast. Nimm nichts davon mit nach China.

Such Dir ein Wasser in China und setz dich dort zwei Stunden an einen
Platz Deiner Wahl. Bleibe zwei Stunden sitzen und zeichne in dieser Zeit
zwölf Zeichnungen. Beschreibe mit zwölf Sätzen warum Du diesen Ort gewählt
hast.

Zurück in Deutschland such Dir ein Wasser ( dasselbe oder ein anderes)
und setz Dich dort eine Stunde an einen Platz Deiner Wahl. Bleibe eine
Stunde sitzen und zeichne in dieser Zeit sechs Zeichnungen. Beschreibe mit
sechs Sätzen warum Du diesen Ort gewählt hast.

Dieser Auftrag kann an Deine Bedürfnisse angepasst werden, Du kannst
einfach nichts aufzeichnen und nur schauen oder aquarellieren oder
collagieren oder oder, aber leider ist es im Rahmen dieses Auftrages nicht
gestattet zu fotografieren.

Handlungsanweisung 12

Dezember 30, 2008

Am 28.07.2008 erhielt ich von Tobi Kreft folgende Anweisungen:

– Den Raum fluten. Mit z.B. einem Ton

– Eine Rekonstruktion des Raumes oder der Räume von außen. Gezeichnet

– Die Augenklappentechnik, ganz beliebt bei Architekten. Blind den Raum begreifen

– Wie entlässt mich ein Raum oder Gebäude. Eine Blinde – Kuh – Drehung und dann so schnell wie möglich zum Ausgang rennen. Die Methode benützt man um Fluchtwege in Gebäude zu überprüfen. Ich habe so zum ersten Mal meinen Prof. gesehen wie er flüchtender Passant gespielt hat

– Den Raum verkleiden oder auslegen mit einem Maßstab. Das kann sein, mit Fliesen, einem gemalten Raster, einer Form aus der Außenwelt oder einem Netz. Das muss nicht metrisch oder in einem bekannten Maßstab passieren.

Handlungsanweisung 11

Dezember 30, 2008

Am 26.07.2008 erhielt ich von Dirk Hennig folgende Anweisung:

1. Setze den Raum zu Deinen Körpermaßen in Beziehung und notiere die Maße genau = 1 Wand gleich dreimal Körperlänge, 14mal Armlänge und so weiter. Benutze dazu deine Körperlänge, Armlänge (1 Arm), Beinlänge, Fußlänge. Raumhöhe, Raumbreite, Raumtiefe und Raumlänge.

2. Schneide Schnüre auf die Länge der Wände, für jede Wand eine Schnur, sie muss fest sein, und knote die Schnüre dann aneinander und trage sie mit Dir herum, so hast du den Raum immer bei dir.

3. Finde einen Raum der in den Maßen deinem Raum gleich ist, dafür hast du die Bänder.

Handlungsanweisung 10

Dezember 30, 2008

Am 23.07.2008 erhielt ich von Sandra Kuhne folgende Anweisung:

Handlungsanweisung

Tue einen Tag lang nichts, was mit Arbeit zu tun haben könnte.

(nicht lesen, nicht zeichnen, nicht schreiben)
Stichwort LANGEWEILE
Tue nichts, aber was ist „Nichtstun“? Alles, was dem leiblichen Wohl dient, kannst Du tun.

Handlungsanweisung 09

Dezember 30, 2008

Am 22.07.2008 erhielt ich von Bodo Günnemann folgende Anweisung:

Vorschlag für eine Handlungsanweisung für China.

Nimm einen kleinen Kompass mit.
Richte (wo es möglich erscheint) drei Gegenstände in Deiner Nähe (Stühle, Tisch, Unrat auf der Strasse, einen Stock, eine Tasse, eine Serviette oder ähnliches) darunter einen auf dem Du sitzen kannst in Richtung Bremen aus (z.B. in Peking 280.5°). Richte diesen letzen so aus, dass wenn Du, dich auf ihn setzt, Dein Gesicht nach Bremen zeigt. Stelle Dir, sitzend mit geöffneten Augen einen kurzen Moment den Sonnenstand zu dieser Zeit in Bremen vor. Stelle Dir anhand der Sonnenposition die Bewegung der Erde vor. Stehe wieder auf und verlasse den Ort ohne die 3 Gegenstände zu verrücken.

Handlungsanweisung 08

Dezember 30, 2008

Am 21.07.2008 erhielt ich von Stefan Demming folgende Anweisung:

Bitte versuche per Anhalter in eine 400 km entfernt gelegene Stadt zu gelangen und auf der Reise ein visuelles Tagebuch anzulegen (Erinnerung, Foto, Video), dann stark abbremsen und versuchen mit Menschen „ins Gespräch“ zu kommen, auch wenn Du deren Sprache nicht sprichst.

Handlungsanweisung 07

Dezember 22, 2008

Am 21.07.2008 erhielt ich von Rolf Gesing folgende Anweisung:

Handlungsanweisung

Bitte suche dort am Boden nach ausgespuckten Kaugummis und gegebenenfalls du findest welche, organisiere sie zu einem Muster.

Handlungsanweisung 06

Dezember 20, 2008

Am 21.07.2008 erhielt ich von Monika B. folgende Anweisungen:

HANDLUNGSANWEISUNG FÜR EINEN RAUM von Monika B.:

Am ersten Tag:

Bevor du deinen Raum einrichtest:

– verbeuge dich im Raum und bitte ihn, dass er dich willkommen heißt,
– schlage diagonal im Raum ein Rad (wenn möglich von West nach Ost).
(Ein Rad schlagen tut Not, weil dann für Bruchteile von Sekunden das Herz höher ist als der Verstand!).
– notiere dir sodann das erste Gefühl, welches da ist, wenn du diagonal zurück in den Raum schaust. Ein WORT! ….und die ersten Gedanken. Ein KURZSATZ!

Mit schwarzem Stift auf weißes Papier!

schreibe dazu:

– das Datum
– die Uhrzeit
– die Mondphase (zu- oder abnehmender Mond)
– die Koordinaten des Ortes (Längen-/Breitengrad)
– die Adresse des Hauses
– die Raummaße (Breite/Länge/Höhe)
– ob gerade die Sonne durch das Fenster scheint
– notiere das Geräusch, welches in dem Moment im Raum ist.

Hefte dieses Papier links oben neben die Zimmertür (zum oberenTürrahmenrand abschließend!), vergiss ihn dort bis…zur letzten Handlung am letzten Tag im Raum.

Am Abend des siebtenTages (in der Hälfte der Zeit deiner Anwesenheit)

wirst du dem Raum 4 Wort-Geschenke machen, jeder Raumecke eines, im Uhrzeigersinn von der Tür aus, in 1m Abstand zur Ecke:

Erdenke dir 4 Worte mit einem besonderen Klang, es kann auch eine Phantasiesprache sein, wichtig ist, dass sie für dich Bedeutung haben. Sprich die Worte laut, damit der Raum und deine Ohren die Worte hören. Notiere dir anschließend den Nachhall im Raum und in Deinem Gehörgang, notiere dir die Vokale der Worte.

Am letzten Tag:

Wenn Deine Sachen zusammengepackt sind und der Raum wieder leer ist,
nimm das Papier neben der Tür vom ersten Tag, notiere dazu:

– das Datum
– die Uhrzeit
– die Mondphase (zu- oder abnehmender Mond)
– ob gerade die Sonne durch das Fenster scheint
– notiere das Geräusch, welches in dem Moment im Raum ist.
– schlage das Rad diagonal im Raum von Ost nach West!
– notiere dir sodann das erste Gefühl, welches da ist, wenn du diagonal zurück auf die Zeit in dem Raum schaust. Ein WORT! ….und die ersten Gedanken. Ein KURZSATZ!

– verbeuge dich vor dem Raum und bedanke dich für den Aufenthalt!

Handlungsanweisung 05

Dezember 20, 2008

Am 20.07.2008 erhielt ich von Matthias Knapp folgende Anweisungen:

Handlungsanweisungen für Christiane Fichtner
– China Projekt –

Anweisung 1
Suchen Sie sich mindestens vier weitere Personen (evtl. Ausstellungsbesucher) und stellen Sie sich in einem Kreis mit gleichen Abständen zwischen den Personen auf. Alle Teilnehmer blicken dabei nach außen, also nicht in das Zentrum des Kreises. Der so entstehende Raum sollte mindestens so groß sein, dass zwei bis drei Personen bequem darin stehen können, ohne die Teilnehmer zu berühren. Die Abstände zwischen den Personen sollten so groß sein, dass eine Person bequem hindurchgehen kann, ohne die Teilnehmer zu berühren. Diese Aufstellung sollte für mindestens 20 Minuten gehalten werden.

Anweisung 2
Denken Sie sich eine Linie (gerade oder gewunden) quer durch den Ausstellungsraum oder im Außengelände vor der Galerie, von mindestens acht bis zehn Metern Länge. Entlang dieser Linie stellen Sie Wassergläser mit Trinkwasser (mind. 0,2 Liter) im Abstand von ca. einem Meter auf (mindestens zehn Gläser). Schreiten Sie den so entstandenen Weg langsam ab und trinken Sie ein Wasserglas nach dem anderen ganz aus. Mit der Durchquerung des Raumes füllt sich ein Innenraum.

Anweisung 3
Nehmen Sie ein Stück Öl-Kreide oder einen anderen dicken Stift der nicht verwischt in die Hand und legen Sie sich flach auf den Bauch. Strecken Sie Ihre Glieder entlang der Körperlängsachse, soweit Sie können. Markieren Sie mit der Kreide den Punkt, der am weitesten von Ihren Fußspitzen entfernt liegt. Sie bilden so mit Ihrem Körper den Radius eines Kreises. Zeichnen Sie diesen Kreis. Ihre Fußspitzen bleiben dabei im Zentrum des Kreises. Stehen Sie dann auf und begeben Sie sich zu einem beliebigen Punkt auf der Kreisbahn. Wiederholen Sie den Vorgang dort so, dass Ihre Fußspitzen dabei immer auf dem gewählten Punkt verbleiben. Der zweite Kreis schneidet den ersten in zwei Punkten. Wählen Sie einen der beiden Punkte aus und wiederholen sie den Vorgang dort ebenfalls so, dass Ihre Fußspitzen auf dem gewählten Punkt verbleiben. Wählen Sie weiter einen der neu entstandenen Punkte aus und wiederholen Sie den Vorgang so oft, bis Sie an die Grenze des Raumes stoßen. Wiederholen Sie den Vorgang von anderen Schnittpunkten aus so oft, bis Sie möglichst die gesamte Grundfläche des Raumes durchmessen haben.

Handlungsanweisung 04

Dezember 20, 2008

Am 20.07.2008 erhielt ich von Henrik Jacob
folgende Anweisung:

Hallo Christiane, hier eine spontane Handlungsanweisung für einen Raum – idealer weise mit 4 Ecken:

Nimm einen kleinen Handtaschenspiegel und befestige ihn in Kopfhöhe in einer Zimmerecke. Gehe in die gegenüberliegende Ecke und strecke deinem Spiegelbild die Zunge raus. So, dass du die Zunge auch im Spiegel siehst. Strecke die Zunge sehr weit raus. (imaginiere Dir, Du könntest den Spiegel mit der Zunge berühren). Wiederhole es in jeder Ecke.

Handlungsanweisung 03

Dezember 20, 2008

Am 20.07.2008 erhielt ich von Friederike Jäger folgende Anweisung:

Handlungsanweisungen für die sinnliche Erfassung des ostasiatischen Raumes:

a) Suche dir Plätze an denen du gefahrlos die Augen schließen kannst und höre, höre zu was um dich herum geschieht.
Nehme dann Papier und Stift/Pinsel und zeichne das Gehörte.
Benutze: Striche, Linien, Punkte, Kleckse.
Benutze die Weiße des Papiers um Sichtbar zu machen, was du nicht sahst.

b) Gehe aus deiner Tür und schreite die umliegenden erreichbaren Straßen ab und notiere dir die Straßennamen, oder male die Schriftzeichen ab. Wenn diese nicht geschrieben stehen, versuche danach zu fragen! Notiere dir auch die mündlichen Antworten, selbst dann wenn sie keine Antwort auf deine Frage waren, erfinde Schriftzeichen wenn dir auf Chinesisch geantwortet wird.
Gehe wieder zu dir nach Hause und klebe die einzelnen Zettel an deine Wand.
Stelle dich vor jeden Einzelnen und erfinde einen neuen Namen oder ein neues Zeichen welchen/welches du auf Zeichenpapier malst und unter das Original klebst.
Fertige weitere auf die ersten aufbauenden Zeichnungen an, in denen dein Zimmer der Mittelpunkt und die umliegenden Strassen das zeichnerische Umfeld bilden.
Lebe ein paar Tage mit Ihnen, rieche den Duft der Straßen, die durch dein Zimmer führen und notiere wie es sich anfühlt in einem chinesischen Verkehrsknotenpunkt zu leben.